
Zusammenfassend:
- Kleine, tägliche Gewohnheiten wie dein Morgenkaffee oder deine Kosmetik können dein Hormonsystem stärker stören als du denkst.
- Gezielte Ernährungsstrategien wie Seed Cycling können deinen Zyklus auf natürliche Weise synchronisieren und Symptome lindern.
- Die richtige Schlafenszeit ist entscheidend, um die Produktion von Schlüsselhormonen wie Melatonin und Wachstumshormonen zu maximieren.
- Hormontests im Speichel können für die Messung von Stress- und Sexualhormonen aussagekräftiger sein als ein Bluttest beim Arzt.
Ständige Reizbarkeit, unerklärliche Müdigkeit, hartnäckige Gewichtszunahme und das Gefühl, einfach nicht mehr du selbst zu sein – kommen dir diese Beschwerden bekannt vor? Viele Frauen schieben solche Symptome auf Stress oder das Älterwerden und finden sich damit ab. Der übliche Rat lautet oft, sich „gesünder zu ernähren“ oder „mehr zu bewegen“. Doch diese pauschalen Empfehlungen greifen zu kurz, wenn das feine Uhrwerk deines Hormonsystems aus dem Takt geraten ist.
Die Wahrheit ist, dass unser hormonelles Gleichgewicht von einer Reihe kleiner, oft unsichtbarer Alltagsentscheidungen abhängt. Es geht nicht um radikale Diäten oder anstrengende Sportprogramme, sondern um das Verständnis der biochemischen Kaskaden, die durch scheinbar harmlose Gewohnheiten ausgelöst werden. Was wäre, wenn nicht der große Lebenswandel, sondern gezielte hormonelle Mikro-Justierungen der Schlüssel zu deinem Wohlbefinden sind?
Dieser Leitfaden bricht mit den allgemeinen Ratschlägen. Wir tauchen tief in die spezifischen Mechanismen ein, die deine Hormone täglich beeinflussen – von der Tasse Kaffee am Morgen über die Inhaltsstoffe in deinem Badezimmerschrank bis hin zur genauen Uhrzeit, zu der du schlafen gehst. Du wirst entdecken, wie du mit präzisen, wissenschaftlich fundierten Anpassungen die Kontrolle zurückgewinnst und deinen Körper auf natürliche Weise wieder in seine Balance führst.
Um dir einen klaren Überblick über diese entscheidenden Bereiche zu geben, haben wir die wichtigsten Themen für dich strukturiert. Der folgende Inhalt führt dich Schritt für Schritt durch die verborgenen Zusammenhänge und zeigt dir konkrete Lösungswege auf.
Inhalt: Dein Weg zu hormoneller Balance
- Warum ruiniert dein morgendlicher Kaffee auf nüchternen Magen deinen Cortisolspiegel?
- Wie kannst du mit Kürbiskernen und Leinsamen deinen Zyklus natürlich unterstützen?
- Pille absetzen oder weiternehmen: Was passiert wirklich in deinem Körper nach 10 Jahren Einnahme?
- Der Fehler im Badezimmer: Welche Kosmetik-Inhaltsstoffe wirken wie Hormone in deinem Körper?
- Wann ist die beste Schlafenszeit, um Melatonin und Wachstumshormone maximal zu nutzen?
- Warum nimmst du an den Oberschenkeln zu und hast starke Blutungen?
- Kohlenhydrate oder Fette: Was solltest du reduzieren, wenn das Bauchfett ab 40 hartnäckig wird?
- Wann ist ein Hormonspeicheltest sinnvoller als eine Blutabnahme beim Arzt?
Warum ruiniert dein morgendlicher Kaffee auf nüchternen Magen deinen Cortisolspiegel?
Für viele beginnt der Tag erst nach der ersten Tasse Kaffee. Doch dieser morgendliche Ritual könnte, wenn er auf leeren Magen stattfindet, eine biochemische Kaskade auslösen, die dein Hormonsystem empfindlich stört. Dein Körper schüttet morgens natürlicherweise das Stresshormon Cortisol aus, um dich wach und aktiv zu machen. Dieser Cortisolspiegel erreicht seinen Höhepunkt etwa 30-45 Minuten nach dem Aufwachen. Trinkst du genau dann Kaffee, gibst du dem System einen zusätzlichen, unnötigen Schub. Die Nebennieren, die für die Cortisolproduktion zuständig sind, werden überstimuliert.
Langfristig kann dies zu einer Nebennierenschwäche führen, bei der dein Körper nicht mehr adäquat auf Stress reagieren kann. Die Folge sind chronische Müdigkeit, Reizbarkeit und Heißhungerattacken. Zudem ist Kaffee säurebildend und kann auf leeren Magen die Magenschleimhaut reizen. Viel gravierender ist jedoch der Effekt auf den Blutzucker: Kaffee auf nüchternen Magen führt zu einem bis zu 50-prozentigen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Dieser schnelle Anstieg und der darauffolgende Abfall lösen eine Achterbahnfahrt für dein Insulin aus, was wiederum die Fettspeicherung begünstigt und deine Energie über den Tag hinweg sabotiert.
Die Lösung ist keine radikale Abstinenz, sondern eine einfache hormonelle Mikro-Justierung: Iss immer eine protein- und fettreiche Kleinigkeit, bevor du deinen Kaffee genießt. Ein paar Nüsse, ein Löffel Nussbutter oder ein gekochtes Ei stabilisieren deinen Blutzucker und schützen deine Nebennieren. Warte idealerweise 90 bis 120 Minuten nach dem Aufwachen, bis der natürliche Cortisol-Peak abgeklungen ist. So wird dein Kaffee vom Stressfaktor zum genussvollen Energielieferanten.
Wie kannst du mit Kürbiskernen und Leinsamen deinen Zyklus natürlich unterstützen?
Dein Menstruationszyklus ist ein fein abgestimmtes hormonelles Ballett, das von den Hauptdarstellern Östrogen und Progesteron dirigiert wird. Viele Frauen leiden jedoch unter Symptomen wie PMS, schmerzhaften Perioden oder unregelmäßigen Zyklen, die auf ein Ungleichgewicht dieser Hormone hindeuten. Eine sanfte und natürliche Methode, hier regulierend einzugreifen, ist das sogenannte Seed Cycling oder die Zyklussynchronisation durch Samen und Kerne.
Die Idee dahinter ist, den Körper in den beiden Zyklushälften gezielt mit Nährstoffen zu versorgen, die die jeweilige Hormonproduktion unterstützen. In der ersten Zyklushälfte (Tag 1 bis ca. Tag 14, die Follikelphase) dominiert das Östrogen. In dieser Zeit nimmst du täglich je einen Esslöffel Leinsamen und Kürbiskerne zu dir. Leinsamen enthalten Lignane, Phytoöstrogene, die an Östrogenrezeptoren andocken und so einen Überschuss oder Mangel ausgleichen können. Kürbiskerne sind reich an Zink, das die Progesteronproduktion in der zweiten Zyklushälfte vorbereitet.
Dieses Prinzip der Zyklussynchronisation wird auch von Experten als plausibel bewertet. Wie der Internist und ärztliche Leiter des Medicum Hamburg, Dr. Matthias Riedl, bestätigt, ist der ernährungsphysiologische Ansatz vielversprechend. Er sieht insbesondere in den Lignanen der Leinsamen eine plausible Möglichkeit, den Östrogenspiegel positiv zu beeinflussen und Ungleichgewichten wie beim PCO-Syndrom entgegenzuwirken. Laut seiner Einschätzung ist Seed Cycling ein risikoarmer Ansatz zur natürlichen Hormonregulation.

In der zweiten Zyklushälfte (Tag 15 bis ca. Tag 28, die Lutealphase) übernimmt Progesteron die Führung. Nun wechselst du zu je einem Esslöffel Sesam und Sonnenblumenkernen. Sesam liefert ebenfalls Lignane, während Sonnenblumenkerne reich an Vitamin E sind, das die Progesteronproduktion ankurbelt und PMS-Symptome lindern kann. Diese einfache Methode ist eine wunderbare hormonelle Mikro-Justierung, die deinen Körper sanft in seinem natürlichen Rhythmus unterstützt.
Pille absetzen oder weiternehmen: Was passiert wirklich in deinem Körper nach 10 Jahren Einnahme?
Die Anti-Baby-Pille ist für viele Frauen seit der Jugend ein fester Bestandteil ihres Lebens. Sie verspricht Verhütungssicherheit und oft auch eine „Lösung“ für Akne oder schmerzhafte Perioden. Doch was passiert dabei wirklich im Körper? Die Pille unterdrückt deinen natürlichen Zyklus, indem sie dem Körper durch synthetische Hormone eine Schwangerschaft vortäuscht. Der Eisprung wird verhindert, und die natürliche Produktion von Östrogen und Progesteron kommt zum Erliegen. Die monatliche Blutung ist keine echte Periode, sondern eine Hormonentzugsblutung.
Eine langfristige Einnahme über Jahre hinweg ist ein massiver Eingriff in dein sensibles Hormonsystem. Wie das VitaMoment Magazin hervorhebt, sollte die langfristige Einnahme kritisch hinterfragt werden, da sie eine Hauptursache für ein gestörtes Hormongleichgewicht sein kann. Nach dem Absetzen muss der Körper erst wieder lernen, selbstständig Hormone zu produzieren. Das kann Monate dauern und mit Symptomen wie Post-Pill-Akne, Haarausfall oder unregelmäßigen Zyklen einhergehen.
Ein oft übersehener Aspekt ist der durch die Pille verursachte Nährstoffmangel. Die Verstoffwechselung der synthetischen Hormone verbraucht vermehrt wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Dieser stille Raubbau kann weitreichende Folgen für deine Stimmung, Energie und Hautgesundheit haben.
Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Nährstoffräuber der Pille und die damit verbundenen Mangelsymptome, die oft fälschlicherweise als psychische Probleme oder normale Ermüdung abgetan werden.
| Nährstoff | Funktion | Mangelsymptome |
|---|---|---|
| Vitamin B6 | Hormonsynthese | Stimmungsschwankungen |
| Vitamin B12 | Energiestoffwechsel | Müdigkeit |
| Folsäure | Zellteilung | Haarausfall |
| Zink | Immunsystem | Post-Pill-Akne |
| Magnesium | Muskelentspannung | Krämpfe |
Die Entscheidung, die Pille abzusetzen, ist sehr persönlich. Doch das Wissen um diese Zusammenhänge ist entscheidend, um deinen Körper nach dem Absetzen gezielt mit den richtigen Nährstoffen zu unterstützen und ihn auf seinem Weg zurück ins natürliche Gleichgewicht zu begleiten.
Der Fehler im Badezimmer: Welche Kosmetik-Inhaltsstoffe wirken wie Hormone in deinem Körper?
Du achtest auf deine Ernährung und deinen Lebensstil, doch hast du schon einmal einen genauen Blick auf die Inhaltsstoffe deiner Duschgels, Cremes und Make-up-Produkte geworfen? Dein Badezimmer könnte eine versteckte Quelle für sogenannte endokrine Disruptoren sein. Das sind chemische Substanzen, die in ihrer Struktur den körpereigenen Hormonen ähneln und deren empfindliches Gleichgewicht stören können. Sie können Hormonrezeptoren blockieren oder die Wirkung von Hormonen imitieren, was zu einer Vielzahl von Problemen führen kann, von Zyklusstörungen über Hautprobleme bis hin zu einer Östrogendominanz.
Diese Stoffe gelangen über die Haut direkt in deinen Blutkreislauf und umgehen dabei den Filter der Leber. Zu den häufigsten Übeltätern in Kosmetika gehören Parabene (oft als Konservierungsstoffe eingesetzt), die eine östrogenähnliche Wirkung haben. Phthalate, die in Parfums und Nagellacken als Weichmacher dienen, können ebenfalls das Hormonsystem beeinträchtigen. Auch UV-Filter in Sonnencremes wie Benzophenone oder das antibakterielle Triclosan in Zahnpasta können hormonell aktiv sein.
Das Bewusstsein für diese „Umwelthormone“ ist der erste Schritt zur Veränderung. Es geht nicht darum, in Panik zu verfallen, sondern darum, informierte Entscheidungen zu treffen. Beginne damit, die Etiketten deiner Produkte zu lesen und schrittweise auf zertifizierte Naturkosmetik ohne diese kritischen Inhaltsstoffe umzusteigen. Eine einfache Regel: Je kürzer und verständlicher die Zutatenliste, desto besser.
Ihr Auditplan: Hormonstörer im Bad aufspüren
- Parabene identifizieren: Überprüfe deine Cremes und Lotionen auf Inhaltsstoffe, die auf „-paraben“ enden (z.B. Methylparaben, Propylparaben).
- Phthalate meiden: Achte bei parfümierten Produkten und Nagellack auf Bezeichnungen wie DBP, DEP oder DEHP und bevorzuge parfümfreie Alternativen.
- Triclosan eliminieren: Checke deine Zahnpasta und Deodorants. Wenn Triclosan enthalten ist, suche nach einer Alternative.
- UV-Filter kritisch prüfen: Bevorzuge bei Sonnencremes mineralische Filter wie Zinkoxid oder Titandioxid anstelle von chemischen Filtern wie Benzophenone (BP-3).
- Verpackungen beachten: Wähle Produkte in Glasbehältern oder BPA-freiem Plastik, um die Aufnahme von Weichmachern aus der Verpackung zu minimieren.
Wann ist die beste Schlafenszeit, um Melatonin und Wachstumshormone maximal zu nutzen?
„Schlaf genug“ ist einer der häufigsten Gesundheitstipps, doch die reine Stundenzahl ist nur die halbe Miete. Für dein hormonelles Gleichgewicht ist die Chronobiologie der Hormone, also das richtige Timing, von entscheidender Bedeutung. Dein Körper folgt einem 24-Stunden-Rhythmus, der zirkadianen Rhythmik, in der Hormone zu bestimmten Zeiten ausgeschüttet werden. Zwei der wichtigsten nächtlichen Akteure sind Melatonin und das menschliche Wachstumshormon (HGH).
Melatonin, das Schlafhormon, wird bei Dunkelheit produziert und steuert deinen Schlaf-Wach-Rhythmus. Es ist aber auch ein starkes Antioxidans und reguliert andere Hormone. Die Produktion beginnt am Abend und erreicht ihren Höhepunkt in der tiefsten Nacht. Studien zeigen, dass der Melatoninspiegel gegen 3 Uhr nachts sein Maximum erreicht. Wenn du regelmäßig lange aufbleibst und dich blauem Licht von Bildschirmen aussetzt, unterdrückst du diese wichtige Produktion.
Parallel dazu wird in den ersten Stunden des Tiefschlafs, typischerweise vor Mitternacht, das Wachstumshormon HGH ausgeschüttet. Dieses Hormon ist nicht nur für das Wachstum bei Kindern zuständig, sondern bei Erwachsenen entscheidend für die Zellreparatur, den Fettstoffwechsel und den Erhalt von Muskelmasse. Wer die Tiefschlafphase vor Mitternacht verpasst, beraubt sich dieser wichtigen Regenerations- und Verjüngungsprozesse.

Die optimale Schlafenszeit aus hormoneller Sicht liegt daher idealerweise zwischen 22:00 und 22:30 Uhr. Diese einfache Mikro-Justierung stellt sicher, dass du die wertvollen Tiefschlafphasen vor Mitternacht voll ausschöpfst und die Melatoninproduktion ihren natürlichen Höhepunkt erreichen kann. Schaffe dir eine beruhigende Abendroutine ohne Bildschirme, mit gedimmtem, warmem Licht, um deinem Körper das Signal zu geben, in den Regenerationsmodus zu schalten.
Warum nimmst du an den Oberschenkeln zu und hast starke Blutungen?
Fühlst du dich oft aufgeschwemmt, sind deine Oberschenkel und dein Po hartnäckige Problemzonen und deine Periode ist ungewöhnlich stark und schmerzhaft? Diese Symptome deuten häufig auf eine sogenannte Östrogendominanz hin. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass du zu viel Östrogen produzierst, sondern dass das Verhältnis von Östrogen zu seinem Gegenspieler Progesteron aus dem Gleichgewicht geraten ist. Östrogen wirkt zellaufbauend, während Progesteron eher regulierend und ausgleichend wirkt.
Bei einer Dominanz des Östrogens neigt der Körper zu Wassereinlagerungen und Fetteinlagerungen, typischerweise an Hüfte, Po und Oberschenkeln. Gleichzeitig stimuliert es das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, was zu starken und schmerzhaften Monatsblutungen führen kann.
Der Großteil aller Frauen in Europa hat einen Östrogenüberschuss. Typische Anzeichen von zu viel Östrogen im Körper sind beispielsweise die Abnahme der Libido, Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit, Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen, Energiemangel und Heißhunger auf Süßes.
– Women’s Best Blog, Die besten Tipps, den Hormonhaushalt ins Gleichgewicht bringen
Ein entscheidender, aber oft übersehener Faktor bei der Entstehung einer Östrogendominanz ist die Lebergesundheit. Die Leber ist dein wichtigstes Entgiftungsorgan und dafür verantwortlich, überschüssiges Östrogen abzubauen und auszuscheiden. Ist die Leber jedoch durch Alkohol, verarbeitete Lebensmittel, Medikamente oder chronischen Stress überlastet, kann sie diese Aufgabe nicht mehr effizient erfüllen. Das „verbrauchte“ Östrogen wird nicht ausgeschieden, sondern zirkuliert weiter im Körper und verstärkt die Symptome der Dominanz. Die Unterstützung deiner Leber durch eine nährstoffreiche Ernährung mit viel grünem Blattgemüse und der Reduktion von Leber-belastenden Stoffen ist daher ein zentraler Hebel, um eine Östrogendominanz auf natürliche Weise zu regulieren.
Kohlenhydrate oder Fette: Was solltest du reduzieren, wenn das Bauchfett ab 40 hartnäckig wird?
Mit dem Eintritt in die Perimenopause um das 40. Lebensjahr herum verändert sich der Stoffwechsel vieler Frauen. Das hartnäckige Fett, das sich nun vermehrt am Bauch ansammelt, ist oft ein Zeichen für eine beginnende Insulinresistenz und ein verändertes hormonelles Milieu, insbesondere ein sinkendes Östrogen- und Testosteronlevel. Die pauschale Empfehlung, einfach Fette zu reduzieren, ist hier oft kontraproduktiv. Gesunde Fette sind die Bausteine für unsere Hormone, während ein Übermaß an (vor allem einfachen) Kohlenhydraten den Blutzuckerspiegel und damit das Insulin in die Höhe treibt – der Haupttreiber für Bauchfett.
Eine effektive Strategie ist das sogenannte Carb-Cycling, bei dem die Kohlenhydratzufuhr an deine tägliche Aktivität angepasst wird. An Ruhetagen, an denen du dich wenig bewegst, reduzierst du die Kohlenhydrate und priorisierst Proteine und gesunde Fette. Das hält deinen Blutzuckerspiegel stabil. An Tagen mit intensivem Training, idealerweise kurzes Krafttraining statt exzessivem Ausdauersport, füllst du deine Speicher mit komplexen Kohlenhydraten nach dem Training wieder auf. Lange Ausdauereinheiten sind oft kontraproduktiv, denn eine Belastungsdauer von mehr als 80 Minuten kann sich negativ auf den Testosteronspiegel auswirken, der für den Muskelerhalt wichtig ist.
Die Priorisierung von Proteinen und Fetten zum Frühstück ist ein weiterer entscheidender Hebel. Dies sorgt für langanhaltende Sättigung und stabile Energie ohne Blutzuckerspitzen, was den Körper in den Fettverbrennungsmodus versetzt. Eine kleine Portion komplexer Kohlenhydrate am Abend kann hingegen den Schlaf verbessern, da sie die Produktion von Serotonin und Melatonin unterstützt. Es geht also nicht um ein striktes „Entweder-Oder“, sondern um ein intelligentes Timing und die richtige Auswahl der Makronährstoffe, angepasst an deinen Körper und deinen Alltag ab 40.
Das Wichtigste in Kürze
- Dein Hormongleichgewicht wird durch kleine, tägliche Entscheidungen bestimmt, nicht durch radikale Umstellungen.
- Das Verständnis der biochemischen Wirkung von Nahrung, Schlaf und Umweltfaktoren ist der Schlüssel zur Selbstregulation.
- Eine zyklus- und tageszeitangepasste Lebensweise (Chronobiologie) ist wirksamer als pauschale Gesundheitsregeln.
Wann ist ein Hormonspeicheltest sinnvoller als eine Blutabnahme beim Arzt?
Wenn du den Verdacht hast, dass deine Hormone aus dem Gleichgewicht geraten sind, ist der nächste logische Schritt, Gewissheit zu erlangen. Der klassische Weg führt zum Arzt, der in der Regel einen Bluttest anordnet. Dieser misst die Gesamthormonmenge im Blut, also sowohl die an Proteine gebundenen (inaktiven) als auch die freien (aktiven) Hormone. Für die Bestimmung von Schilddrüsenhormonen oder Insulin ist dies der Goldstandard und wird von den Krankenkassen übernommen.
Bei Beschwerden, die auf ein Ungleichgewicht der Sexualhormone (Östrogen, Progesteron) oder der Stresshormone (Cortisol) hindeuten, kann ein Speicheltest jedoch aussagekräftiger sein. Der entscheidende Vorteil: Im Speichel werden ausschließlich die freien, biologisch aktiven Hormone gemessen. Das sind genau die Hormone, die an den Zellen andocken und ihre Wirkung entfalten können. Ein Bluttest kann hier ein normales Gesamthormonlevel zeigen, obwohl ein Mangel an aktiven Hormonen vorliegt, was deine Symptome erklären würde.
Ein weiterer Vorteil des Speicheltests ist die Möglichkeit zur einfachen Mehrfachmessung über den Tag. Dies ist besonders für das Cortisol-Tagesprofil unerlässlich, da das Stresshormon einem klaren Tagesrhythmus folgt. Eine einzelne Blutabnahme am Morgen kann dieses dynamische Bild nicht erfassen. Die nicht-invasive Methode macht es zudem leicht, Proben zu Hause zu sammeln. Als umfassendste, aber auch teuerste Methode gilt der DUTCH-Test (getrockneter Urin), der nicht nur die Hormone, sondern auch deren Abbauprodukte (Metaboliten) analysiert und so ein extrem detailliertes Bild liefert.
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede der Testmethoden zusammen und hilft dir bei der Orientierung, welcher Test für deine Situation am sinnvollsten sein könnte.
| Testmethode | Was wird gemessen | Vorteile | Ideal für |
|---|---|---|---|
| Bluttest | Gesamthormone (gebunden + frei) | Standardisiert, von Kassen übernommen | Schilddrüsenhormone, Insulin |
| Speicheltest | Freie, aktive Hormone | Mehrfachmessung möglich, nicht-invasiv | Cortisol-Tagesprofil, Sexualhormone |
| DUTCH-Test (Urin) | Hormone + Metaboliten | Umfassendste Analyse, zeigt Abbau | Komplexe Hormonstörungen |
Der Weg zu einem ausbalancierten Hormonhaushalt ist eine Reise der Achtsamkeit und des Wissens. Indem du die Signale deines Körpers verstehst und gezielte, sanfte Anpassungen vornimmst, kannst du dein Wohlbefinden nachhaltig selbst in die Hand nehmen.
Häufige Fragen zur Hormonregulation
Wann sollte ich einen Speicheltest machen?
Ein Speicheltest ist besonders sinnvoll bei Verdacht auf Störungen, die mit dem weiblichen Zyklus zusammenhängen, wie Menstruationsstörungen, Unfruchtbarkeit oder reduziertes Sexualverlangen. Auch für ein Cortisol-Tagesprofil zur Abklärung von Stresssymptomen und Erschöpfung ist er die Methode der Wahl.
Zahlt die Krankenkasse Hormontests?
Bluttests werden von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel übernommen, wenn eine medizinische Indikation vom Arzt festgestellt wird. Speicheltests und DUTCH-Tests sind hingegen meistens Selbstzahlerleistungen (IGeL), deren Kosten du selbst tragen musst.
Wie oft sollte man testen?
Das hängt vom jeweiligen Hormon ab. Für ein Cortisol-Tagesprofil sind 4 bis 5 Messungen über den Tag verteilt notwendig, um den Rhythmus abzubilden. Sexualhormone wie Östrogen und Progesteron sollten zyklusabhängig an bestimmten Tagen gemessen werden (z.B. Progesteron um den 21. Zyklustag), um aussagekräftige Werte zu erhalten.