Veröffentlicht am März 15, 2024

Ein „normaler“ Blutbefund ist oft irreführend, weil er nicht misst, was Ihr Körper wirklich nutzt.

  • Speicheltests analysieren die „freien“, aktiven Hormone, die Ihre Zellen und Symptome direkt beeinflussen.
  • Sie ermöglichen die Erstellung eines Tagesprofils (z.B. für Cortisol), was eine einzelne Blutprobe nicht leisten kann.

Empfehlung: Bei zyklus- oder stressbedingten Beschwerden trotz unauffälliger Blutwerte ist ein Speicheltest der logische nächste Diagnoseschritt.

Sie fühlen sich ständig müde, nehmen unerklärlich zu, Ihre Haut spielt verrückt oder Ihr Zyklus ist ein einziges Chaos. Sie sind überzeugt, dass Ihre Hormone die Ursache sind. Doch der Besuch beim Arzt endet mit einer frustrierenden Aussage: „Ihre Blutwerte sind alle im Normbereich.“ Diese Situation, bekannt als die „Symptom-Befund-Schere“, lässt viele Frauen ratlos und verunsichert zurück. Sie beginnen, an ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln. Die gängige medizinische Praxis verlässt sich stark auf Blutuntersuchungen, die zweifellos für viele Diagnosen der Goldstandard sind. Aber was, wenn dieser Standard die feinen, aber entscheidenden Nuancen Ihres hormonellen Geschehens übersieht?

Die landläufige Meinung ist, dass ein Bluttest das umfassendste Bild liefert. Doch was wäre, wenn die wahre Antwort nicht in der Gesamtmenge der Hormone im Blut liegt, sondern in dem winzigen Bruchteil, der tatsächlich an Ihren Zellen andockt und dort seine Wirkung entfaltet? Hier kommt der Hormonspeicheltest ins Spiel. Er ist kein esoterisches Nischenprodukt, sondern ein wissenschaftlich fundiertes Diagnosewerkzeug, das eine andere, oft relevantere Frage beantwortet: Welche Hormone sind für Ihren Körper gerade jetzt biologisch verfügbar und aktiv? Dieser Artikel fungiert als Brücke zwischen Ihren Symptomen und den Laborwerten. Wir tauchen tief in die Biochemie ein, um zu verstehen, warum ein Speicheltest in bestimmten Situationen nicht nur eine Alternative, sondern das überlegene diagnostische Mikroskop sein kann.

In diesem Leitfaden entschlüsseln wir, warum Ihre Symptome echt sind, auch wenn Ihr Blutbild unauffällig ist. Wir beleuchten, wie unterschiedliche Testmethoden verschiedene Aspekte Ihrer hormonellen Gesundheit aufdecken und wann der Griff zum Speicheltest der entscheidende erste Schritt zur Besserung sein kann.

Warum nimmst du an den Oberschenkeln zu und hast starke Blutungen?

Wenn sich Fettpolster hartnäckig an Oberschenkeln und Gesäß festsetzen und Ihre Periode ungewöhnlich stark und schmerzhaft ist, deutet vieles auf eine sogenannte Östrogendominanz hin. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass Sie zu viel Östrogen produzieren. Vielmehr ist das empfindliche Gleichgewicht zwischen Östrogen und seinem Gegenspieler, dem Progesteron, gestört. Progesteron wirkt beruhigend und regulierend, während Östrogen für Wachstum und Aufbau zuständig ist – auch für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und von Fettzellen. Ist zu wenig Progesteron vorhanden, um das Östrogen in Schach zu halten, gerät das System aus den Fugen.

Die medizinische Forschung zeigt, dass Fettzellen im Oberschenkel- und Gesäßbereich besonders empfindlich auf Östrogen reagieren und durch dessen Einfluss vergrößert werden. Gleichzeitig fördert ein relativer Östrogenüberschuss das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, was zu stärkeren und längeren Blutungen führt. Dieses Phänomen ist besonders in der Perimenopause (den Jahren vor der letzten Periode) verbreitet. Eine Studie belegt, dass perimenopausale Frauen teils höhere Östrogenspiegel haben als Frauen zwischen 20 und 35. Ein Bluttest misst hier oft nur das Gesamthormon, während ein Speicheltest das freie, aktive Östradiol und Progesteron erfasst und so das tatsächliche Ungleichgewicht auf zellulärer Ebene aufzeigen kann.

Ein Bluttest könnte in diesem Fall einen „normalen“ Östrogenspiegel anzeigen, weil er auch die an Proteine gebundenen, inaktiven Anteile misst. Der Speicheltest hingegen agiert wie ein Filter und zeigt nur die biologisch verfügbaren Hormone, die tatsächlich für Ihre Symptome verantwortlich sind. Diese präzisere Messung ist der erste Schritt, um das Gleichgewicht gezielt wiederherzustellen.

Wie hoch darf der TSH-Wert wirklich sein, damit du dich wohlfühlst (nicht nur „in der Norm“)?

Der TSH-Wert (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) ist der Standardmarker zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion. Die meisten Labore definieren einen Referenzbereich von etwa 0,4 bis 4,0 mIU/L als „normal“. Viele Frauen, deren Wert in diesem Bereich liegt, leiden jedoch weiterhin unter klassischen Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion: Müdigkeit, Gewichtszunahme, Haarausfall und Kälteempfindlichkeit. Der Grund liegt in der Diskrepanz zwischen einem statistischen „Normwert“ und einem individuellen Wohlfühlwert.

Die funktionelle Medizin verfolgt hier einen präziseren Ansatz. Aus ihrer Sicht deutet ein TSH-Wert über 2,0 bis 2,5 mIU/L bereits auf eine suboptimale Schilddrüsenfunktion hin, auch wenn er noch innerhalb der Labornorm liegt. Dieser Ansatz berücksichtigt, dass die Schilddrüse schon unter Stress stehen kann, lange bevor der TSH-Wert den offiziellen Grenzwert überschreitet.

Die funktionelle Medizin strebt einen TSH-Wert unter 2,0 mIU/L für optimales Wohlbefinden an, da höhere Werte bereits auf eine beginnende oder subklinische Unterfunktion hindeuten können, die mit signifikanten Symptomen einhergeht.

– Empfehlung der funktionellen Medizin, Praxis Breitenberger

Zudem ist die Schilddrüse kein isoliertes Organ. Sie ist eng mit anderen Hormonsystemen, insbesondere den Nebennieren (Cortisol) und den Eierstöcken (Östrogen, Progesteron), verbunden. So zeigen Untersuchungen, dass viele Patientinnen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis (einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) gleichzeitig unter einer Östrogendominanz leiden. Ein Speicheltest, der neben den Schilddrüsenwerten auch Cortisol, Östrogen und Progesteron erfasst, kann diese komplexen Zusammenhänge aufdecken.

Wissenschaftliche Darstellung des Zusammenhangs zwischen Schilddrüse und Nebenniere im weiblichen Körper

Wie die Abbildung symbolisch darstellt, befinden sich die Hormonsysteme in einem fragilen Gleichgewicht. Ein Problem in einem Bereich wirkt sich unweigerlich auf die anderen aus. Ein alleiniger Fokus auf den TSH-Blutwert übersieht oft das Gesamtbild und die eigentliche Ursache der Beschwerden.

Speicheltest am Morgen oder Abend: Was verrät deine Nebenniere über deine Erschöpfung?

Fühlen Sie sich morgens wie gerädert und kommen kaum aus dem Bett, sind aber abends hellwach und können nicht einschlafen? Diese typischen Symptome einer sogenannten „Nebennierenschwäche“ oder chronischen Stressbelastung lassen sich mit einem Standard-Bluttest kaum erfassen. Der Grund dafür ist das Hormon Cortisol. Cortisol, unser wichtigstes Stresshormon, folgt einem natürlichen Tagesrhythmus (zirkadianer Rhythmus): Es sollte morgens am höchsten sein, um uns Energie für den Tag zu geben, und im Laufe des Tages kontinuierlich abfallen, um am Abend einen erholsamen Schlaf zu ermöglichen.

Ein gesunder Körper reagiert auf das Aufwachen mit der „Cortisol Awakening Response“ (CAR). Dies ist ein wichtiger Indikator für die Funktionsfähigkeit der Nebennieren. Studien zeigen, dass ein gesunder Cortisolspiegel einen 50-75%igen Anstieg in den ersten 30 Minuten nach dem Aufwachen aufweist. Eine einzelne Blutabnahme am Vormittag kann diese entscheidende Dynamik nicht abbilden. Sie liefert nur eine Momentaufnahme. Ein Hormonspeicheltest ist hier klar im Vorteil, da Sie schmerzfrei und einfach zu Hause mehrere Proben über den Tag verteilt sammeln können (z.B. direkt nach dem Aufwachen, 30 Minuten später, mittags und abends). So entsteht ein Cortisol-Tagesprofil, das die wahre Funktion Ihrer Nebennieren widerspiegelt.

Die Analyse dieses Tagesprofils kann verschiedene Muster aufdecken, die jeweils unterschiedliche Ursachen und Behandlungsansätze erfordern, wie die folgende Tabelle verdeutlicht.

Verschiedene Cortisol-Tagesmuster und ihre Bedeutung
Muster Charakteristik Typische Symptome
Flaches Profil Niedrige Energie ganztägig Chronische Müdigkeit, Brain Fog
Umgekehrtes Profil Morgens müde, abends aufgedreht Schlafstörungen, Einschlafprobleme
Hohes Profil Ständig unter Strom Nervosität, Herzrasen, Burnout-Risiko

Ein Bluttest würde bei all diesen Mustern möglicherweise einen „normalen“ Vormittagswert zeigen. Erst die Darstellung der Dynamik über den Tag durch einen Speicheltest macht das Problem sichtbar und ermöglicht eine gezielte Therapie, um den natürlichen Rhythmus wiederherzustellen.

Der Fehler, Schilddrüsenhormone VOR der Blutabnahme zu nehmen: Warum das deine Werte verfälscht

Die richtige Vorbereitung auf einen Hormontest ist entscheidend für die Aussagekraft der Ergebnisse. Ein häufiger und folgenschwerer Fehler, der insbesondere von Patientinnen mit bekannter Schilddrüsenunterfunktion gemacht wird, ist die Einnahme ihrer Schilddrüsenhormon-Tablette (L-Thyroxin) am Morgen vor der Blutabnahme. Dies führt zu einem künstlich erhöhten Hormonspiegel im Blut, da die Messung genau in der Anflutungsphase des Medikaments stattfindet. Das Ergebnis ist ein fälschlicherweise niedriger TSH-Wert, der dem Arzt eine gute Einstellung signalisiert, obwohl die Patientin möglicherweise weiterhin unter Symptomen leidet.

Die korrekte Vorgehensweise ist, das Schilddrüsenhormon am Tag der Blutabnahme erst nach der Probenentnahme einzunehmen. So wird der basale, nüchterne Hormonstatus gemessen, der die tatsächliche Versorgungslage des Körpers über die letzten 24 Stunden widerspiegelt. Dieser Punkt allein kann den Unterschied zwischen einer adäquaten Dosisanpassung und monatelangem Weiterleiden ausmachen.

Ähnliche Vorsichtsmaßnahmen gelten auch für Speicheltests, insbesondere bei der Verwendung von hormonhaltigen Cremes. Da Speicheltests die freien Hormone messen, können schon kleinste Spuren von Hormoncremes auf den Händen das Ergebnis massiv verfälschen. Daher ist es unerlässlich, solche Präparate vor der Testung für eine bestimmte Zeit zu pausieren. Die folgende Checkliste fasst die wichtigsten Punkte zur Vorbereitung zusammen.

Ihre Checkliste für verlässliche Hormonwerte

  1. Schilddrüsenhormone am Testtag erst NACH der Blutabnahme einnehmen.
  2. Bioidentische Hormoncremes (z.B. Progesteron) 24-48 Stunden vor einem Speicheltest pausieren.
  3. Keine Bananen, Avocados oder Ananas am Testtag vor einer Speichelprobe für Neurotransmitter essen.
  4. Zähneputzen, Essen und Trinken erst nach der morgendlichen Speichelentnahme durchführen.
  5. Informieren Sie Ihren Arzt oder das Labor über alle eingenommenen Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel.

Die konsequente Einhaltung dieser Regeln ist kein bürokratischer Aufwand, sondern die Grundlage für eine Diagnose, auf die Sie und Ihr Behandler sich verlassen können.

Online-Hormontest für Zuhause: Geldverschwendung oder erster Schritt zur Diagnose?

Hormontests für zu Hause, meist in Form von Speicheltests, sind weit verbreitet. Doch sind sie eine sinnvolle Investition in die eigene Gesundheit oder nur teure Geldverschwendung? Die Antwort liegt in der richtigen Anwendung und Interpretation. Ein Online-Test kann ein wertvoller erster Schritt sein, um den eigenen Symptomen auf den Grund zu gehen – vorausgesetzt, man versteht die Stärken und Schwächen der Methode. Der entscheidende Vorteil des Speicheltests ist, dass er die freien, ungebundenen Hormone misst. Dies sind die Hormone, die tatsächlich in die Zellen eindringen und dort ihre Wirkung entfalten können.

Ein Bluttest hingegen misst hauptsächlich die an Transportproteine gebundenen, inaktiven Hormone. Man kann es sich so vorstellen: Das Blut ist die Autobahn, auf der die Hormone transportiert werden. Der Speichel zeigt, was von dieser Autobahn abfährt und in den „Häusern“ (den Zellen) ankommt. Für Hormone wie Cortisol, Östradiol, Progesteron und Testosteron ist diese Messung der freien Fraktion oft aussagekräftiger für das klinische Bild.

Frau führt selbstständig einen Hormonspeicheltest zu Hause durch in moderner Umgebung

Die wissenschaftliche Basis dieser Methode ist solide. So wurde die wissenschaftliche Zuverlässigkeit der Speichelanalyse in Studien, unter anderem an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, bestätigt, besonders für die Beurteilung von Sexualhormonen. Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten Unterschiede zwischen Speichel- und Bluttests gegenüber.

Speicheltest vs. Bluttest: Eine Gegenüberstellung
Kriterium Speicheltest Bluttest
Messung Freie, aktive Hormone Gebundene + freie Hormone
Durchführung Zuhause, schmerzfrei Arztpraxis, Blutabnahme
Cortisol-Tagesprofil Möglich (mehrere Proben) Nicht praktikabel
Kosten 50-150€ (oft Selbstzahler) Oft Kassenleistung
Wissenschaftliche Validierung Bestätigt für Sexual- & Stresshormone Goldstandard für viele Werte (z.B. TSH)

Ein Speicheltest ist also keine Geldverschwendung, wenn er gezielt eingesetzt wird: zur Erstellung eines Cortisol-Tagesprofils, zur Bestimmung des Verhältnisses von Östrogen zu Progesteron oder zur Therapiekontrolle unter bioidentischen Hormonen. Er ersetzt den Bluttest nicht, sondern ergänzt ihn um eine entscheidende Informationsebene – die der aktiven Hormone auf Zellebene.

Warum ruiniert dein morgendlicher Kaffee auf nüchternen Magen deinen Cortisolspiegel?

Für viele ist der morgendliche Kaffee das unentbehrliche Ritual, um in den Tag zu starten. Doch der Genuss auf leeren Magen kann das empfindliche Hormonsystem empfindlich stören, insbesondere den Cortisolspiegel. Wie bereits besprochen, sollte unser Cortisolspiegel morgens von Natur aus am höchsten sein, um uns wach und energiegeladen zu machen. Koffein stimuliert die Nebennieren zusätzlich zur Cortisol-Produktion. Trinkt man Kaffee direkt nach dem Aufwachen auf nüchternen Magen, treibt man diesen ohnehin schon hohen Spiegel in unnatürliche Höhen. Langfristig kann dies zu einer Desensibilisierung der Cortisol-Rezeptoren führen – der Körper reagiert immer weniger auf das eigene Cortisol, was in chronischer Müdigkeit mündet.

Noch problematischer ist, dass dieser Cortisol-Peak den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin aus, um den Zucker in die Zellen zu transportieren, was oft zu einem anschließenden Blutzuckerabfall und Heißhunger führt. Dieser ständige Wechsel von Hoch und Tief ist purer Stress für den Körper. Chronisch hohe Cortisolwerte haben zudem einen weiteren negativen Effekt: Sie können die Produktion von Progesteron blockieren, da der Körper bei der Hormonproduktion Cortisol priorisiert. Dies fördert eine Östrogendominanz und kann Symptome wie PMS, Zyklusstörungen und Reizbarkeit verstärken.

Die Lösung ist nicht, auf Kaffee zu verzichten, sondern das Timing zu optimieren. Warten Sie idealerweise 90 bis 120 Minuten nach dem Aufwachen mit der ersten Tasse. Zu diesem Zeitpunkt beginnt der natürliche Cortisolspiegel bereits zu sinken, und der Kaffee wirkt effektiver, ohne das System zu überlasten. Noch wichtiger ist es, vorher eine protein- und fettreiche Mahlzeit zu sich zu nehmen. Dies stabilisiert den Blutzuckerspiegel und puffert die Wirkung des Koffeins ab. Ein Glas Wasser mit einer Prise Meersalz und Zitrone direkt nach dem Aufstehen hilft zudem, den Körper zu rehydrieren und die Nebennieren sanft zu unterstützen.

Warum bekommst du mit 35 plötzlich Pickel am Kinn und was haben deine Eierstöcke damit zu tun?

Akne nach der Pubertät, besonders wenn sie sich hartnäckig im Bereich von Kinn und Kieferlinie zeigt, ist oft ein klares Signal für ein hormonelles Ungleichgewicht. Die sogenannte „Hormon-Landkarte“ des Gesichts ordnet diese Zone den Eierstöcken zu. Pickel in diesem Bereich deuten häufig auf einen relativen Überschuss an Androgenen (männlichen Hormonen) oder eine gestörte Verstoffwechselung von Östrogen hin. Auch Frauen produzieren Androgene wie Testosteron, die in Maßen wichtig sind. Ein Zuviel regt jedoch die Talgdrüsen zu einer Überproduktion an, was die Poren verstopft und Entzündungen fördert.

Dieses Ungleichgewicht kann verschiedene Ursachen haben. Mit Mitte 30 beginnt bei vielen Frauen die natürliche Produktion von Progesteron langsam abzunehmen, was zu einer relativen Östrogendominanz führt. Gleichzeitig können Stress (hohes Cortisol), ein instabiler Blutzuckerspiegel durch ungesunde Ernährung oder das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) die Androgenproduktion ankurbeln. Die Leber spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Ist sie mit der Entgiftung von Umweltgiften oder Alkohol überlastet, kann sie überschüssige Hormone nicht mehr effizient abbauen, was das Problem verschärft.

Ein Bluttest auf Androgene kann hier aufschlussreich sein, aber ein Speicheltest bietet den Vorteil, auch die freien, aktiven Formen von Testosteron und DHEA sowie das Verhältnis von Östrogen zu Progesteron zu erfassen. Dieses Gesamtbild ist oft entscheidend, um die wahre Ursache der Hautprobleme zu identifizieren. Anstatt nur die Symptome mit aggressiven Hautpflegeprodukten zu bekämpfen, ermöglicht eine gezielte Hormonanalyse einen Ansatz von innen heraus. Natürliche Maßnahmen wie die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels, die Unterstützung der Leber (z.B. durch Kreuzblütlergemüse wie Brokkoli) und effektives Stressmanagement sind die Grundpfeiler, um die Haut wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Symptome wie Erschöpfung oder Gewichtszunahme können trotz „normaler“ Blutwerte auf ein hormonelles Ungleichgewicht hindeuten.
  • Speicheltests messen die freien, biologisch aktiven Hormone, die direkt auf die Zellen wirken – oft der entscheidende Wert.
  • Ein Cortisol-Tagesprofil via Speicheltest ist unerlässlich, um stressbedingte Störungen zu erkennen, was ein einzelner Blutwert nicht leisten kann.

Wie lebst du schmerzfrei mit Endometriose oder PCOS, wenn die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt?

Endometriose und das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) sind komplexe chronische Erkrankungen, bei denen die konventionelle Schulmedizin oft an ihre Grenzen stößt. Behandlungen konzentrieren sich häufig auf Symptommanagement durch Schmerzmittel oder hormonelle Verhütungsmittel, die den Zyklus unterdrücken, aber nicht die Ursachen angehen. Für viele Frauen ist dies unbefriedigend. Ein integrativer Ansatz, der die hormonellen Wurzeln des Problems in den Blick nimmt, kann hier einen entscheidenden Unterschied für die Lebensqualität machen. Beide Erkrankungen sind eng mit einer Östrogendominanz und chronischen Entzündungsprozessen im Körper verknüpft.

Der erste Schritt ist eine umfassende Diagnostik, die über Standard-Bluttests hinausgeht. Ein Speicheltest kann das genaue Verhältnis von Östrogen zu Progesteron aufdecken und ein Cortisol-Tagesprofil erstellen, um den Einfluss von Stress als Entzündungstreiber zu bewerten. Diese Werte liefern die Basis für eine gezielte, individualisierte Therapie. Das Ziel ist es, die hormonelle Balance auf natürliche Weise zu unterstützen und die systemische Entzündung zu reduzieren. Dies umfasst oft eine anti-entzündliche Ernährung, die gezielte Unterstützung der Leber bei der Östrogen-Entgiftung und die Supplementierung mit Mikronährstoffen, die den Hormonstoffwechsel regulieren.

Fallbeispiel: Die Langzeitfolgen unbehandelter Östrogendominanz

Eine unbehandelte Östrogendominanz kann, wie eine Analyse von Langzeitfolgen zeigt, schwerwiegende Auswirkungen haben. Neben der Entwicklung oder Verschlimmerung von Endometriose und Zysten an den Eierstöcken (typisch für PCOS) erhöht sie das Risiko für hormonabhängige Krebsarten wie Brust- oder Gebärmutterkrebs. Zudem kann das hormonelle Ungleichgewicht zu Fertilitätsproblemen führen und den Zucker- und Fettstoffwechsel so beeinflussen, dass das Risiko für Typ-2-Diabetes steigt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, nicht nur Symptome zu behandeln, sondern das zugrunde liegende hormonelle Ungleichgewicht zu korrigieren.

Ein schmerzfreies Leben mit Endometriose oder PCOS ist möglich, erfordert aber einen Perspektivwechsel: weg von der reinen Symptombekämpfung hin zu einer ganzheitlichen Strategie, die den Körper in seiner Fähigkeit zur Selbstregulation unterstützt. Der Hormonspeicheltest ist dabei ein wertvolles Werkzeug, um die unsichtbaren Ungleichgewichte sichtbar zu machen und den Weg für eine ursachenorientierte Behandlung zu ebnen.

Ein proaktiver und ganzheitlicher Ansatz ist der Schlüssel. Es ist entscheidend, die Möglichkeiten jenseits der konventionellen Behandlung zu verstehen und zu nutzen.

Häufige Fragen zum Thema Hormondiagnostik

Kann ich während der Pilleneinnahme einen Hormonspeicheltest machen?

Die in Verhütungsmitteln enthaltenen synthetischen Hormone werden vom Test nicht direkt erfasst. Der Test misst Ihre körpereigene Hormonproduktion. Indirekt lässt sich jedoch erkennen, wie stark diese synthetischen Wirkstoffe Ihre eigene Produktion unterdrücken oder beeinflussen, was ebenfalls eine wertvolle Information sein kann.

Wie lange dauert die Auswertung eines Hormonspeicheltests?

Nachdem die Probe im Labor eingegangen ist, liegt das Ergebnis in der Regel innerhalb von 3 bis 7 Arbeitstagen vor. Wenn Sie eine zusätzliche medizinische Kommentierung oder einen Therapieplan beauftragt haben, kann die Bearbeitungszeit entsprechend länger sein.

Ist ein Speicheltest auch in den Wechseljahren sinnvoll?

Ja, absolut. Gerade in den Wechseljahren (Perimenopause und Menopause) unterliegt der Hormonspiegel starken Schwankungen. Ein Speicheltest ist eine ausgezeichnete Methode, um den Hormonstatus zu überprüfen und festzustellen, ob typische Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen auf diese Veränderungen zurückzuführen sind.

Geschrieben von Elena Dr. Elena Wagner, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunkt gynäkologische Endokrinologie. Sie verfügt über 15 Jahre klinische Erfahrung in der Begleitung von Frauen durch alle hormonellen Phasen, von Pubertät bis Menopause.